Häuser Reinking

1890 an der Osnabrücker Straße errichtet

Ludwig Reinking sen. war ein Geschäftsmann, der sich in Bad Rothenfelde vor allem auch als Fotograf einen Namen machte.
Er kam ursprünglich aus Bielefeld und war dort in der Leineweberindustrie tätig.

Das Ursprungshaus der Familie Reinking, heute Osnabrücker Str. 2, wurde im Jahr 1890 an der Osnabrücker Straße / Ecke Ulmenallee errichtet. Es diente zum Teil als Wohnhaus, war in den ersten Jahren allerdings ein Hotelbetrieb mit einem kleinen Biergarten neben dem Haus. Dies war möglich, da die Ulmenallee um die Jahrhundertwende noch ein kleiner Weg – und noch lange keine ausgebaute, breite Straße war.

Familie Reinking erwarb auch die angrenzenden Grundstücke, auf denen später das benachbarte Gebäude von Ludwigs Sohn Ludwig jr., Osnabrücker Str. 4, und das Postamt errichtet wurden. Ernst erbte später das Gebäude Osnabrücker Str. 2.

Nachdem der Hotelbetrieb nach nur kurzer Zeit eingestellt wurde, bot das Haus Ernst Reinking Kolonialwaren, Lebensmittel und Drogerieartikel an. Auch befand sich in dem Haus eine Solequelle im Keller. Vor dem Haus stand in der aufkeimenden Zeit der Automobil-Industrie auch eine Benzinzapfsäule.

Mit Bekleidung, Stoffen, Kurzwaren, Büchern, Postkarten, Schreibartikeln und einer Fotoabteilung handelte die Familie Ludwig Reinking jr. In dem Gebäude waren im Keller auch eine kleine Kartonagenfabrik und eine Bettfeder-Reinigungsanlage untergebracht.

In jener Zeit warb das gesamte Haus Reinking als „größtes Geschäft am Platze“ mit seiner zentralen Lage „gegenüber dem Kurhaus“ und war sowohl bei Einheimischen, als auch bei den Kurgästen als feste Größe und Institution Bad Rothenfeldes beliebt und bekannt.

Um die Jahrhundertwende brachte der Badearzt Dr. Adolf Galisch im Haus von Ernst Reinking ein Mädchenpensionat unter, bevor er das Nachbargebäude der Lehrerin Martha Wahl erwarb, dieses umbaute und zum Privatkinderheim umfunktionierte.

Ludwig jr., ein passionierter Fotograf, der auf Glasplatten-Negativen viele Aufnahmen vom damaligen Rothenfelde hinterlassen hat, verstarb 1948. Seine Ehefrau Luise führte die Geschäfte mit Bekleidung und Kurzwaren bis 1959 weiter. Danach war in den Räumlichkeiten der Osnabrücker Str. 4 u.a. auch das Bekleidungsgeschäft „Strickling“ untergebracht, bevor die Familie Strickling das ehemalige Bochumer Kinderheim an der Salinenstraße erwarb und dort ein großes Kaufhaus gründete. Tochter Ilse Reinking betrieb bis 1983 einen Buchladen mit Zeitschriften und Fotoartikeln.

Nach einigen Um- und Anbauten veränderten sich hier nicht nur die Geschäftsräume, sondern auch das Angebot. In den 1970er und 1980er Jahren waren die „Lange Theke“ und die „Kleine Kneipe“ im Ursprungshaus Ludwig Reinkings beliebte Ausflugziele für Kurgäste und vor allem für die Erholung suchenden Bergarbeiter des Kursanatoriums Weidtmanshof. So mancher Kurschatten wurde hier gefunden…

Nach einem Großbrand im Jahr 2001 (im April 1978 brannte es schon einmal in der „Langen Theke“) und einer anschließenden Kernsanierung zog dort das mexikanische Restaurant „El Paso“ ein und ist bis heute über die Grenzen Bad Rothenfeldes hinaus ein bekanntes und beliebtes Ausflugsziel.

Das Drogerieangebot mit Fotobedarf und Parfümerieartikeln im Ursprungshaus Ernst Reinkings blieb bestehen. Im Laufe der Jahre veränderten sich die Ansprüche der Kundschaft und man spezialisierte sich auf Kosmetik-, Parfümerie- und Pflegeartikeln. 120 Jahre lang war das einst „beste Geschäft Bad Rothenfeldes“ hier verwurzelt, ehe die „Parfümerie Reinking“ im Jahr 2010 in die „Galerie am Alten Gradierwerk“ zog. Die Buchhandlung „Bücher Beckwermert“, ursprünglich im Nebengebäude untergebracht, bezog im selben Jahr die Räumlichkeiten der ehemaligen Drogerie von Ernst Reinking.

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