Hedwighaus
Parkstraße 10
Die Salinendirektoren und die Mediziner waren sich anfangs gar nicht grün. Immerhin wollten die Herren Ärzte Kittel die kostbare Sole zum Baden, Inhalieren und für Trinkkuren „verschwenden“. Dass so etwas den Kaufleuten und der Hannoverschen Regierung gegen den Strich ging, war offensichtlich. Wo bleibt denn da die Rendite, wenn die Weißkittel das Basisprodukt für das Weiße Gold benötigen. „Bloß nicht deswegen in die Roten Zahlen geraten!“ galt es. Aber sie machten die Rechnung ohne den Wirt in Person des hartnäckigen Badearztes Dr. Stüve. Er richtete viele Anträge an die richtigen Stellen, bis ihm endlich 1853 eine Soleleitung für zwei Wannen in seinem Haus genehmigt wurde. Ihm lag daran, an Hauterkrankungen und Verkrüppelungen leidende Kinder mit Solewannenbäder zu behandeln. Erfahrungen hatte er dazu in Bad Cannstadt gesammelt. Sein Vorhaben konnte er leider kaum in die Tat umsetzen. Kurz vor der Genehmigung erblindete der rührige Doktor und starb wenig später. Seine Witwe verkaufte Haus und Hof an Dr. Van Nes. Dem war das Glück einer langen Schaffenszeit ebenfalls nur kurze Zeit vergönnt. Aber er hatte seinen „Grünen Daumen“ unter Beweis gestellt. Der heute noch bestehende Baumbestand ist sein Vermächtnis.
Seiner Frau wurde gestattet, die kleine Kinderheilanstalt als „Doktorin Van Nes“ weiter zu leiten. Zwischenzeitlich wählte der Dortmunder Kaufmann Heinrich Schüchtermann das Anwesen als Hauptwohnsitz aus, bevor daraus die Pensionsbetriebe „Villa Balke“ oder „Villa Louise“ wurden. „Hedwighaus“ hieß der Komplex erst, seitdem die Stadt Reckling-hausen 1923 – 100 Jahre nach der Grundsteinlegung des Kernhauses - darin ein eigenes Kinderheim unter dieser Bezeichnung führte. Eines ist sicher; In diesen vielen Jahrzehnten hat das Haus manchen Handwerker erlebt. Und daran wird sich bestimmt nicht viel ändern. Seit 1977 wurde aus dem Hedwighaus das „Parkhotel Gätje“. Und Hoteliers, wie Familie Gätje wissen; Wenn ihre Gäste zufrieden und die Sterne am Schild bleiben sollen, muss saniert, renoviert und investiert werden. Mit derselben Ausdauer, wie einst Dr. Stüve die Soleleitung durchgesetzt hat. Dann bleibt alles im „grünen Bereich“, wie man so salopp sagt.
Gesprochener Inhalt
• Erbaut wurde das Ursprungsgebäude um 1823
• Die Gründerbadeärzte Rothenfeldes Dr. Stüve und Dr. Van Nes wohnten und praktizierten hier
• 1853 wurden zeitgleich mit dem ersten Rothenfelder Badehaus 2 Wannen zur Verabreichung therapeutischer Bäder an die Sole angeschlossen
• 1872 nahm Kommerzienrat Heinrich Schüchtermann hier seinen Rothenfelder Wohnsitz.
• In den Folgejahren waren hier diverse Pensionsbetriebe untergebracht
• 1923 kaufte die Stadt Recklinghausen das Gebäude auf und brachte dort das Kinderheim „Hedwighaus“ bis 1975 unter. In dieser Zeit kam es zu zahlreichen An- und Umbauten
• 1977 wurde das heutige „Parkhotel Gätje“ von der Familie Gätje gekauft und eingerichtet