Villa Westendorf

Frankfurterstraße - 1882 bis 2011

1882 errichtete der Sattlermeister und Polsterer Hermann Westendorf ein 1 ½ geschossiges Backsteinhaus mit einer schmucken Holzveranda an der Frankfurter Straße, Ecke Helferner Weg. Seine Ehefrau Johanne, eine Tochter des Hoteliers Lahrmann, dem das Hotel Lindenhof einige hundert Meter weiter an der Frankfurter Straße gehörte, setzte ihre Familientradition fort und gründete hier in den 1890er Jahren die Familienpension „Villa Westendorf“.

In jener Zeit erlebte das Heilbad einen touristischen Aufschwung, den auch die Familie Westendorf erkannte. Das Haus wurde aufgestockt und es entstand mit einem ebenso großen Nebenbau ein großes Pensionshaus mit insgesamt „18 geräumig und luftig, gut möblierten Zimmern – mehrere mit Balkon - voller Verpflegung im Haus und einer Auto-Garage“. Familie Westendorf betrieb in jener Zeit auch eine eigene Firma „Aug. Huning und Westendorf – Wohnungseinrichtungen“ in den Räumlichkeiten der alten Volksschule an der Salinenstraße.

Das Geschäft und die Pension führte der Sohn Georg Westendorf später weiter. Seine Frau Frieda war in der Nachbarschaft als „Grande Dame“ bekannt, die in den 1920er üppig lebte und auch gern luxuriöse Möbel von ihren Welt-Reisen mitbrachte. Kurz vor dem 2. Weltkrieg wurde der Pensionsbetrieb eingestellt und Frieda Westendorf, inzwischen verarmt, musste einen Teil ihrer Möbel verkaufen; nicht zuletzt, um auch Geld für Essen auftreiben zu können. Ein Appartement im Haus wurde in den Wirren des 2. Weltkrieges an einen leitenden Mitarbeiter der Firma Klöckner vermietet. Dieser ließ während des 2. Weltkrieges von russischen Kriegsgefangenen am Helferner Weg einen Bunker ausheben.

Nach dem Tod Frieda Westendorfs ging das Haus von 1973 – 2003 an das Altenheim Rieger über.
Zusammen mit dem Haus Helferner Weg 1 waren hier 32 Pflegeplätze vorhanden.

Im Juni 2011 wurde das Gebäude nach einigen Jahren Leerstand abgebrochen.
Es entstand ein schmuckes Mehrfamilienhaus an dessen Stelle.

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