Heinrich Schüchtermann

1830-1895 - Uhrmacher und Kommerzienrat

Heinrich Schüchtermann wurde am 20. Oktober in Recklinghausen geboren.  Nachdem seine Eltern recht früh starben, wuchs er bei seinen Großeltern auf und eröffnete als mittelständischer Uhrmacher ein Juwelier- und Uhrengeschäft in Dortmund. Gemeinsam mit seinem Vetter Karl Kremer gründete er die "Schüchtermann & Kremer-Baum Aktiengesellschaft für Aufbereitung", einen wichtigen Bergbauzulieferer. Das Unternehmen produzierte Kohleaufbereitungs- und Kokerei-Maschinen, Dampfmaschinen, Brikettfabriken, Filter, Turbinen, Pumpen, Ventilatoren und Stahlkonstruktionen für den Bergbau.

Schüchtermanns Wirken als Unternehmer brachte ihn auch nach Bad Rothenfelde: Ende der 1860er Jahre sollte die Saline Rothenfeldes verkauft werden. Dem voraus ging der Erlass des Ministers vom 02.07.1869 an das Königliche Oberbergamt in Dortmund, der besagte, dass die finanzielle Unsicherheit der Salzfabrikation unter Berücksichtigung der zu dem Zeitpunkt ungünstigen Konjunktur, das Salzwerk Rothenfelde veräußern solle. Hinzu kam die Angst, dass die Salzwerke außerhalb Westfalens (Rothenfelde war in jener Zeit Westfalen zugeordnet) eine zu starke Konkurrenz bedeuten würden. Nach einigem Hin-und-Her (u.a. mit der Rothenfelder Badehaus-Aktiengesellschaft, der das Vorkaufsrecht zustande – und die bei dem abschließenden Gebot des Kaufmanns Lohmann aus Witten nicht mithalten konnte) konnte der Kaufvertrag schließlich am 01.02.1872 zwischen dem Königlichen Bergfiskus und kaufinteressierter Herren, die sich inzwischen zu einer Gruppe zusammengeschlossen hatten, unterzeichnet werden.

Zu dieser Gruppe gehörten die Kaufmänner Albert Lohmann aus Witten, der zu jener Zeit das spätere Bochumer Kinderheim (Haus Strickling) kaufte und Salomon Hanf, der Tierarzt Ludwig Woestendiek aus Bommern, die Kaufleute Riedrich Rüping aus Gedern, Friedrich Vohwinkel aus Gelsenkirchen und – Heinrich Schüchtermann aus Dortmund. Diese Herren schlossen sich zu einer Aktiuengesellschaft, der bekannten „Rothenfelder Salinen- und Solbad Aktiengesellschaft“ zusammen.

Heinrich Schüchtermann nahm in jener Zeit sein Rothenfelder Quartier in dem Haus der ehemaligen Badeärzte Dr. Stüve und Dr. Van Nes – heute Parkhotel Gätje. Aber er war auch weiterhin in Dortmund aktiv. 1877 wurde er etwa in die Versammlung der Stadtverordneten gewählt und setzte sich während seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Stadtrat Dortmund dafür ein, dass Bau des Dortmund-Ems-Kanals und die erste elektrische Straßenbahn vorangetrieben wurde. Während seines politischen und auch sozialen Wirkens wurde er u.a. 1894 zum Königlichen Kommerzienrat ernannt. Das war zu jener Zeit einer der höchsten Ehrentitel. Sein soziales Engagement schlug sich in der Errichtung des Dortmunder Josefinenstifts nieder. Eine soziale Einrichtung, die es auch heute noch gibt – und die sich zur Aufgabe gemacht hat, „dienstlosen Mägden“ eine Unterkunft zu bieten und nicht-schulpflichtige Mädchen in Hand- und Hausarbeit zu unterrichten. Außerdem bot es eine Kinderverwahrschule sowie eine Armenspeisung und ein Altenheim für Frauen an.

Dieses soziale Engagement wurde vor allem auch durch seine Ehefrau Antoinette vorangetrieben und mit getragen. Heinrich Schüchtermann heiratete Antoinette Schiller 1856. Die Ehe der beiden blieb kinderlos – und so gründeten sie 1894 die  Schüchtermann-Schiller’sche Familienstiftung, in die ihr gesamtes Vermögen einfloss und das Josefinenstift mit tragen sollte. Zudem setzte Schüchtermann durch, dass die Stiftung der Stadt Dortmund Dortmund Mittel zur Unterstützung bedürftiger Familien städtischer Beamter und an der Mangelerkrankung  Skrofulose erkrankte Kinder überlassen solle.
Heinrich Schüchtermann starb am 20.April 1895. Wie seine Frau Antoinette wurde er in der Familiengruft auf dem Dortmunder Ostfriedhof bestattet.

In Bad Rothenfelde ist die renommierte Schüchtermann-Klinik nach ihm benannt. Bad Rothenfelde würdigte ihn mit einem Denkmal des Künstlers Gerhard Janensch, das sich im Konzertgarten befindet.

Heinrich Schüchtermann

  • 1872-1896 Aufsichtsratsmitglied und Mitbegründer der Rothenfelder Salinen- und Soolbad AG
  • 1971 wurde mit seiner Hinterlassenschaft die Schüchtermannklinik gegründet

 

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