Villa Lahrmann
Osnabrücker Straße 11
In den 1880er Jahren befand sich hier noch Ackerland, bevor der Gelsenkirchener Ludwig Weber 1891 dieses Wohn- und Logierhaus für Kurgäste errichten ließ. In den ersten Jahren war in dem Gebäude zusätzlich die „Rothenfelder Familienschule“ untergebracht, die auf Initiative des Badearztes Dr. Kanzler entstand und der Vorläufer der späteren Privatschule war.
Ein Blick in die Kur- und Gästeliste der späten 1890er Jahre, lässt erahnen, dass sich das Haus zu einem renommierten Pensionsbetrieb entwickelte: schließlich verbrachten hier u.a. Baronin v. Böselager, Freifräulein v. Haza oder Baronin v. Wrede mit ihren Kindern oft und gerne ihren Sommerurlaub.
Im Frühjahr 1899 erwarb der Bad Rothenfelder Gastwirt und spätere Gemeindevorsteher Fritz Lahrmann die Pension. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Marie, geb. Mensing, gründete er hier eine Familienpension, in der in Spitzenzeiten bis zu 26 Betten vermietet wurden. Besonderen Stellenwert hatte hier auch die Betreuung der mitreisenden Kinder: sie erhielten ein eigenes Abendessen, welches dem der Erwachsenen um eine Stunde vorverlagert war. Auch wurden spezielle Milchspeisen zubereitet: „Schneemilch mit Schaumklößchen für die kleinen Gäste“ oder „Tassenkuchen“ sind nur zwei der Kinderrezepte, die sich in dem Kochbuch der Familienpension befanden.
In den Wirren des zweiten Weltkrieges kam der Pensionsbetrieb zum Erliegen und fortan fanden hier Bombenflüchtlinge eine Zuflucht. Der Hunger während dieser Zeit konnte durch den großen Obst- und Gemüsegarten hinter dem Haus gestillt werden. Einige der Flüchtlinge blieben mit ihren Familien noch Jahrzehnte in dem Haus wohnen; der Pensionsbetrieb wurde zum Teil wieder aufgenommen, bevor das Gebäude in den 1970er Jahren komplett zum Wohnhaus und zur Privatpension durch die Eheleute Lange-Mensing umgebaut wurde. 40 Jahre lang warb das gern besuchte Gästehaus „mit der familiären Atmosphäre“, ehe sich eine Sanierung mit Rekonstruktion der alten Bäderarchitektur-Elemente im Jahr 2011 anschloss.