Villa Wilhelmina

Salinenstraße 3, Bochumer Kinderheim, Strickling

Wilhelmina ist schon ein Althochdeutscher Name und so gehört das Gebäude zu den ältesten der Siedlung Rothenfelde.
Ob die Namensgeber sich dessen damals bewusst waren? Eher nicht. Dennoch ist es bereits einer Kartographie aus dem Jahr 1788 verzeichnet. Damals bewohnte der Vogt Richard das große Anwesen. Dessen Zuständigkeit erstreckte sich von Dissen über den Palsterkamp bis Rothenfelde. Nach 1810 bewohnten es der Ortsvorsteher Lammers und später die Damen Feldkamp und Wüsthoff. Zahlreiche Gäste aus Nah und Fern schauten von Efeu umrankten Balkonen direkt auf das Alte Gradierwerk und später auf die Wandelhalle. Eine  Traumlage für ein Pensionshaus. 1918 erwarb es der Landkreis Bochum. Der Erste Weltkrieg  war vorbei. In den Städten litten die Menschen unter der desolaten Versorgungslage. Von Mangelerscheinungen und Not gezeichnete Kinder wurden auf das Land geschickt, um sich zu erholen. So wie das Wilhelminische Zeitalter der Geschichte angehörte, wurde Villa Wilhelmine fortan im Volksmund „Bochumer Kinderheim“ genannt.

In den späten 70er Jahren erwarb der Kaufmann Helmut Strickling das inzwischen wieder verwaiste Anwesen. Bis dato hatte Strickling ein Textilgeschäft in der Osnabrücker Straße, in dem es alles gab, was in den Wäsche- und Kleiderschrank gehört. Nach dem Umbau des Parterres, bot Strickling als Filiale des Kaufrings, alles was in einen Haushalt gehört. Kosmetika, Schreib- und Süßwaren, Leder- und Elektroabteilung, Haushalts- und Porzellanwaren. Bis auf Lebensmittel und Möbel aller Art ließ das Sortiment keine Wünsche offen. Das erfolgreiche Konzept forderte eine Erweiterung auf das 1. Stockwerk. Weitere Anbauten verfremdeten das einstige Gebäude im Stil der 70er und 80er Jahre. Vom Wilhelminischen Zeitalter war nichts mehr zu sehen. Der Niedergang der Kaufring-Kette besiegelte auch das Schicksal des kleinen Vollsortimenters an der Salinenstraße.

Und was wurde aus dem „alten Stricklingladen“, wie er bei einigen Einheimischen noch bekannt ist? Dort zog zunächst die bei Kurgästen so beliebte „Lange Theke“ ein. Einige Pächterwechsel und eine Brandkatastrophe setzten dem endlosen Strom der Getränke ein Ende. Heute gibt es im El Paso scharfe Sachen aus der mexikanischen Küche.

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