Palsterkamp

Es ist ein kalter Februarmorgen, die Sonne scheint vom blauen Himmel, läßt den Frühling leise erahnen. Durch die Äste der über 200 Jahre alten Eichen und Linden der asphaltierten Allee am „Palsterkamp“ turnen etliche Blau- und Sumpfmeisen, auch ein Buntspecht sucht in der Rinde der Erlen und Eichen eifrig nach Nahrung. Die Straße liegt parallel zur Bahnhofstraße und ist über den Erlenweg erreichbar. Hier, zwischen Wohngebiet und Hauptstraße in Hörweite der Autobahn, liegt eine kleine Naturoase.

Am Palsterkamp 1 befindet sich auch ein architektonisches Schmuckstück, dass mit viel Liebe zum Detail erst 2001 denkmalschutzgerecht restauriert wurde: der im Jahre 1789 wiedererbaute ehemaligen Seitenflügel der früheren Burg Palsterkamp.

Mittlerweile in Privatbesitz der Familie Hild-Hohenstein, hat das Gebäude eine bewegte Geschichte hinter sich: „Die ursprüngliche Burg wurde ab 1424 unter der Ravensberger Familie von Buck erbaut und konnte (…) erst 1445 fertig gestellt werden. Der Name Palsterkamp ist bis heute nicht eindeutig geklärt, er könnte auf die lateinischen Worte „palas“ und „campus“ zurückzuführen sein, was soviel bedeutet wie "befestigter Platz“ oder aber findet seinen Ursprung im Namen des Erbauers, Balthasar Kamp. Mitten in einem Sumpf gelegen stand die wehrhafte Anlage mit ihren vier Türmen inmitten eines Sumpfgebietes. Erreichbar war die Burg nur über einen Damm von Rothenfelde aus.

Bis 1780 gab es noch eine Zugbrücke, über die die Wohngebäude erreichbar waren. Etliche Male wechselte die Burg ihren Besitzer, im 16. Jahrhundert war sie in Besitz der Familie von Loe. Eine Tochter der Familie vermählte sich mit dem sagenumwobenen dänischen Oberst Caspar von Oer, der wegen seiner Gewaltbereitschaft auch den Namen „de dulle von Oer“ trug.

Iburger Klosterleuten galt sein besonderer Hass und entfachte den Streit ums Jagdrecht neu. Nach seinen Feldzügen kehrte er immer wieder auf die Burg zurück. Trotz aller Legenden, die sich um ihn rankten genoss er ein hohes Ansehen, ja hatte gar das Iburger Drostenamt inne.“ weiß Dirk Lange-Mensing vom Bad Rothenfelder Salinenarchiv zu berichten. Der Sage nach soll er 1652 nach einem Zechgelage im Burggraben ertrunken sein.

Von Baumeister Paulsen im klassizistischen Stil nach dem Muster der bischöflichen Kanzlei in Osnabrück als Herrenhaus erbaut, beherbergte das Gebäude bis zum Jahr 2005 das Staatliche Forstamt Palsterkamp.

Diese rauen Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Der BUND hat den ca 12 ha große Naturwald Palsterkamp mittlerweile gepachtet. Die Fläche unterliegt nun dem sogenannten „Prozessionsschutz“, d.h. Pflanzen und Tiere können sich ohne Eingriffe des Menschen frei entfalten.

Matthias Beckwermert vom BUND Kreisgruppe Osnabrück kennt den Wald seit seiner Kindheit. „Hier befand sich früher ein Sumpfgebiet, der Palsterkamp ist die tiefste Stelle zwischen Bad Rothenfelde und Dissen. „Noch heute findet man hier teilweise Moorboden mit einer Torfauflage“, erklärt er, und zeigt auf den mit Buntnesseln überwucherten Waldboden. Seltene Vögel wie der Eisvogel sind im Naturwald Palsterkamp ebenso beheimatet wie seltene Pflanzen- und Insektenarten. Regelmäßig bietet der BUND Führungen durch das Waldgebiet mitten in Bad Rothenfelde an, um die Natur erfahrbar zu machen und einen sensibleren Umgang mit ihr sicher zu stellen.

Übrigens: alte Karten des Salinenarchivs zeigen, dass die heutige Straße „Am Birkenkamp“ ehemals den Namen „Palsterkamper Straße“ trug.

Fotos: alte Aufnahmen vom Palsterkamp, Salinenarchiv
Foto: Palsterkamp aktuell, Nicole Degutsch
Foto: Matthias Beckwermert vom BUND (r.)
und Dirk Lange-Mensing vom Salinenarchiv Bad Rothenfelde (l.), Nicole Degutsch

Text: Nicole Degutsch